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Dienstag, 05 Dezember 2023 15:33

Good Times & Bad Jokes in Iceland

23.04. 2023

07:30 Flughafen Keflavik/ Island.

Das Flugzeug von IcelandAir steht auf der Startbahn und ist bereit für unseren Heimflug.

Destination: Back to the Alps   

Ich schaue in die Gesichter der Crew, die neben mir sitzt und jeder hat einen ähnlichen Gesichtsausdruck. Zwei wesentliche Dinge sind zu erkennen: Müdigkeit, da uns der letzte Abend im Nachtleben von Reykjavik einiges abverlangte, der Dancefloor und das eine oder andere Viking (Anmerkung der Redaktion: isländisches Bier) haben Spuren hinterlassen.

Doch das viel Wichtigere, das ich erkennen kann, was sich wahrscheinlich auch in meinem Gesicht abzeichnet, ist ein Gefühl der Dankbarkeit und unglaubliche Freude über das Erlebte in den letzten sieben Tagen im Norden von Island.

Was macht das Gefühl besonders?

Wenn du mit einer Crew aus absolut Skiverrückten auf Entdeckungsreise in den isländischen Fjorden rund um Akureyri unterwegs bist, sind es nicht nur die unfassbaren Abfahrten über dem endlosen arktischen Meer, die den Trip besonders machen, sondern am Ende des Tages geht es um viel mehr.

Cody Townsend hat es nach seiner „The Fifty“-Expedition zum Polar Star Couloir auf Buffin Island gut auf den Punkt gebracht: „The most magical ingredient to a memorable expedition isn't the snow quality, the mountains, the objective, the Type II fun, the wildlife, the views - it's the people.”

Von guten Gefühlen wird man schnell süchtig, unser Gehirn schüttet Dopamin aus, was uns dazu bringt, unsere Aktivitäten so zu steuern, dass die Dopaminproduktion wieder angeregt wird.

Ähnlich war es bei uns. Nach unseren Abenteuern in Hakuba/Japan 2018 und Senja/Norwegen 2022 wurde das Casting gestartet und die sieben Auserwählten waren schnell gefunden. Anforderungen: Only Good Vibes, Beine für 1000hm+ pro Tag und die Skills für die eine oder andere steilere Line.

Welche Skills man in Island aber wirklich mitbringen muss, stellte sich erst im Laufe der Woche heraus.

Warum Island? Senja im Jahr davor hat uns einen Vorgeschmack gegeben, wie es im hohen Norden sein kann. Dieses Jahr wollten wir uns einer noch ausgesetzteren Destination ausliefern. Skitouring auf der größten Vulkaninsel der Erde war die Mission. Im Land von Feuer und Eis, im Land der Extreme.

Was folgte war ein wahrer Leckerbissen des Skitourings, sieben Tage Good times & Bad jokes.

Die Autofahrt von Reykjavik nach Akureyri offenbarte uns die schier unendlichen Weiten, die Island zu bieten hat. Stundenlanges Fahren, ohne einen Menschen zu sehen und unfassbar schnell wechselnde Natur. Und Pferde … viele Pferde. Schnee? Schnee war sehr lange Mangelware und auch als wir in Akureyri ankamen, versanken wir nicht gerade im Powder.

Der Winter im hohen Norden war nicht der strengste aller Zeiten, dank „Global Warming“.

Was uns zuerst ein bisschen bedenklich stimmte, löste sich aber spätestens bei der ersten Skitour auf. Die ersten 100 Höhenmeter mussten wir uns oft durch saftige, isländische Wiesen kämpfen, aber nach kurzer Zeit konnten wir uns den Weg zu den endlosen Firnflanken durchschlagen.

Die österreichische Männer-WG mit dem Quoten-Deutschen zeichnete sich durch folgendes aus: die Kreation kulinarischer Highlights in der Lodge, dank Lukas der wohl beste Foto- und Video-Content (schlägt jede Tourismus-Werbung) und wie anfänglich gefordert, ohne Ende „Good times“ & „Bad jokes“.

Und, was kann man über das Skitouring sagen? Je nach Wetter-Periode kann man entweder Firn oder Pulverschnee jagen. Das Wetter in Island ist aber relativ unberechenbar und die Vorhersagen oft nicht das Zuverlässigste. Von März bis Mai hat man aber die besten Chancen auf gute Bedingungen. Wer das nötige Kleingeld mitbringt, kann sich mit Viking Heliskiing den einen oder andern Höhenmeter sparen. Wer das Tourenabenteuer lieber langsamer angeht, nimmt seine Felle und erkundet die 1000 - 1500 Meter hohen Gipfel mit reiner Muskelkraft.  

Highlight-Tag Snow:

Tag vier, die Beine sind bereits von den ersten drei Tourentagen gut aufgewärmt, die Bereiche östlich und westlich des Akureyri Fjords wurden ausgiebig erforscht und die Schneebedingungen waren bis zu diesem Zeitpunkt von extrem geil bis ziemlich bescheiden, was aber bei Firnabenteuern oft normal ist. Die Sonne und die Temperatur sind deine besten Freunde, aber dann leider auch deine größten Feinde, je nach Höhe, Exposition und Uhrzeit.

Der Forecast prognostizierte für Tag fünf eher einen Downday und jeder war bis in die Haarspitzen motiviert für die Königsetappe.

Was liegt vor uns? Um die 1700 Höhenmeter und circa 6 Stunden.

Startpunkt: 15 Minuten nördlich von Dalvik

Prognose: Könnte ein sehr geiler Tag werden. Vorzeichen sind gut und, wenn alles so kommt wie von uns eingeschätzt, könnten sich die arktischen Sterne für uns in Stellung bringen.

Start direkt an den Klippen am Wasser und wir Wandern die ersten 100hm wieder mal auf der Wiese in ein Seitental, das uns wieder einmal die unglaubliche Dimension Islands offenbart. Wir steigen auf den Gipfel des Kerahnjúkur mit 1097 Metern auf. Abfahrt nordwestseitig Richtung Ólafsfjörður, wir teilen uns auf. Ein steiles, circa 600 Meter Face liegt vor uns. Es verjüngt sich in drei Rinnen, die in einer flachen Ebene enden. Jeder wählt eine eigene Line und verewigt sich in dieser beeindruckenden Umgebung im isländischen Schnee.

Erste Abfahrt check. Wir queren in Richtung Norden und fellen wieder auf. Nächstes Ziel, der zweite Gipfel des Tages. Wir kämpfen uns durch die nicht enden wollende Brimnesdalsjökull Ebene und visieren den Kistufjall Gipfel mit einer Höhe von 1070 Metern an.

Die Vorfreude wächst, auch wenn die Beine schon nicht mehr die leichtesten sind nach 1600 Höhenmetern.

When the arctic stars align

Am Gipfel wurden die durchaus hohen Erwartungen nochmal übertroffen. Wir schauen nach Nordosten, das offene arktische Polarmeer und der Eyjarfjörður liegt uns zu Füßen.  

Perfekter Firn wartet, aber viel länger sollten wir uns nicht Zeit lassen, weil die Sonne schon stark war. Content Master Lukas, startet die Drohne, und Christoph, Alemax und ich steuern mit Vollgas dem Meer entgegen. Aus einem, „Schau ma mal, dann seh ma eh“ wird eine Abfahrt beziehungsweise eine Drohnenaufnahme, als ob wir es einstudiert hätten. Der Rest der Truppe Philipp, Berni, Lukas und Manny folgen unseren Spuren und wir sind einfach nur geflashed von diesem Run, der sich in unseren Köpfen für immer einbrennen wird.

Run of the trip - „One for the books”.

Was wartet nach so einem Tag auf uns: The place to be in Dalvik: Kaffihûs Bakkabrædra. Die beste Fischsuppe in Island und ein Après-Ski-Touring Bier - Skifahrerherz was willst du mehr.

Jedes Gesicht strahlt, jeder ist happy, der Down Day kann kommen.

Highlight-Tag Down Day:

Grundsätzlich wünscht man sich nie einen Downday, speziell bei einem Trip in den hohen Norden muss man natürlich immer damit rechnen. Und so war auch unser Tag fünf. Es hat sich angekündigt und die Wetterprognose war wirklich nicht prickelnd. Schlechte Sicht, Wind, Regen, auf den Gipfeln ein paar Zentimeter Schnee und nach vier Tagen mit einigen Höhenmetern in den Beinen und der Königsetappe vom Vortag, war es auch jedem egal. Dann soll es so sein, es gibt kaum ein besseres Land (im Winter) für einen Downday als Island. Ein Highlight jagte das Nächste und an Skitouring dachte niemand mehr.  

Highlight: Reiten.

Was wäre Island ohne einen kleinen Ausritt auf einem Isländer? Ganz nach dem Motto „Das Glück der Erde liegt auf den Rücken der Pferde“, sind wir fast zwei Stunden lang durch die Isländische Pampa galoppiert und waren hin und hergerissen zwischen kalten Gliedmaßen und den mehr oder weniger gut ausgeprägten Reitskills des Einzelnen. Am Ende war es eine geile Erfahrung und an Spaß nicht zu überbieten.

Weiter ging es Richtung Osten, um tiefer in die extreme Natur einzutauchen.

Nächster Stopp Goðafoss, einer der bekanntesten Wasserfälle in Island.

Unglaubliche Wassermassen stürzen sich in die Tiefe und wir sind vom Anblick, der sich immer wieder wechselnden Natur, überwältigt.

Publiziert in Reports
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Montag, 06 Dezember 2021 12:36

Niceland

Im März 2020 starten wir von München aus unsere Reise nach Island – genauer gesagt, erst mal nach Reykjavik. Bereits im Anflug kleben unsere Nasen an der Scheibe des Flugzeugs. Die Aussicht von hier oben auf die ersten schneebedeckten Hügel, die direkt bis ans Meer reichen, ist wahnsinnig beeindruckend. Das Kopfkino startet und ich male mir im Flugzeugsitz die ersten Schwünge im unverspurten Schnee mit Blick auf das Meer aus.

Nach der Landung fahren wir in Richtung der Trollhalbinsel, wohl die beliebteste Region auf Island zum Skitouren gehen und Freeriden. Die angegebene 5-Stunden-Fahrt sollte soweit kein Problem darstellen – denken wir. Nichtsahnend geht es dem ersten atemberaubenden Sonnenuntergang entgegen, voller Vorfreude auf die kommenden Tage. Gegen Mitternacht bleiben wir allerdings im Schneesturm irgendwo im Nirgendwo stecken. Mit den Skihosen geht’s das erste Mal raus, nur eben nicht zum Skifahren, sondern zum Schaufeln. Über Umwege und erst gegen 3 Uhr morgens kommen wir schließlich an unserer Cabin in Olafsfjordur an.

Am nächsten Morgen sieht die Welt schon ganz anders aus. Die Sonne begrüßt uns und gibt den Blick auf die neuschneebedeckten Berge rund um Olafsfjordur frei. Unsere Vorfreude steigt auf dem Weg zu Lodge von Arctic Heli Skiing Iceland und wir können kaum noch die Füße stillhalten. Rein in die Tourenschuhe, ab zum Heli und schon fliegen wir in einem Affenzahn über das Meer hinauf zum ersten Gipfel. Der Heli hebt wieder ab und um uns herum pfeift nur noch der eiskalte Wind. Der Ausblick ist atemberaubend – unverspurter Powder und endlose Hänge soweit das Auge reicht. Ich kann es kaum fassen – ein Gefühl von Glück und Freiheit überkommt mich, dankbar so etwas erleben zu dürfen.

Wir schnallen die Skischuhe fester - los geht’s! Im perfekten Schnee ziehen wir unsere ersten Schwünge nach unten. Kurz bevor wir das Meer erreichen, schwingen wir direkt vor dem Heli wieder ab, immer noch überwältigt von der Abfahrt. Aber das wird nicht die letzte Fahrt für heute sein - weiter geht’s auf die nächsten Gipfel, die darauf warten, von uns verspurt zu werden. Viel zu früh verschwindet die Sonne hinter den Bergen und wir fliegen zurück zur Lodge – was für ein Tag!
Der Wind hat auch im Tal kräftig geblasen, so kommt es, dass wir erneut unsere Schaufel-Skills zeigen müssen. In den hohen Schneeverwehungen war für uns kein vor oder zurück mehr möglich. Glücklicherweise ist der Jeep des Piloten geländetauglich und zieht uns aus dem Tal heraus. Bevor es aber zurück zu unserer Cabin geht, legen wir noch einen Halt in Dalvik beim Kaffihus ein. In dem gemütlichen Kaffee werden wir herzlich begrüßt und fühlen uns direkt wohl. Wenn ihr also mal in Dalvik seid, dann ist das der perfekte Ort, um sich nach einem Tag in den Bergen mit einer heißen und selbstgemachten Fischsuppe wieder aufzuwärmen.

Zurück in unserer Cabin, kommen wir endlich in den Genuss unseres eigenen Hot Tubs. Mit der Mütze auf dem Kopf sitzen wir im Schneetreiben im heißen Wasser und lassen uns das Feierabendbier schmecken. So lässts sich leben!

In den nächsten Tagen haben wir etwas weniger Glück mit dem Wetter. Doch beschäftigen kann man sich in Island wirklich immer. Unser nächstes Ziel bringt uns zum bekannten Krater Hverfjall. Der Aufstieg ist mit etwa 100 Höhenmetern kein Problem für uns. Allerdings sind wir sehr damit beschäftigt, in keines der schneebedeckten Löcher, die durch die heißen Quellen entstehen, zu fallen. Gefunden haben wir auf dem Hverfjall zwar nicht den besten Schnee, aber Tourengehen in einer Mondlandschaft und einen Krater zu befahren sind definitiv Erlebnisse der besonderen Art. Auf dem Rückweg machen wir noch Halt bei den bekannten Godafoss Wasserfällen. Nicht umsonst gehören sie zu den beliebtesten Wasserfällen Islands und ein Besuch lohnt sich in jedem Fall.

Der nächste Morgen begrüßt uns mit schneebedeckten Fensterscheiben und der Nachricht, dass die Ringroad geschlossen ist. Wir sind in Olafsfjordur eingeschneit. Nach einem gemütlichen Frühstück machen wir uns mit unserer Skitourenausrüstung auf, um das Dorf zu erkunden. Über die schneebedeckten Straßen finden wir uns im Hafen von Olafsfjordur wieder. Dir Kraft der Natur wird einem hier mal wieder deutlich. Die Wellen schwappen über die Felsen und die Möwen kämpfen, um in der Luft zu bleiben. Wieder ein Tag ohne perfekten Schnee, dafür haben wir aber eine Menge Spaß beim Einkaufen. Wo kann man schon auf Ski durch die Eingangstür bis in den Supermarkt laufen?!

Auch am nächsten Tag sind die Straßen noch geschlossen. Im Fjord machen wir das Beste draus. Kicker bauen und einzelne Schwünge direkt ans Meer ziehen machen trotz des widrigen Wetters Spaß.

Neuer Tag, neues Glück … Wir können bei Sonnenschein zu einer Skitour direkt von Olafsfjordur aus starten. Kaum woanders kann man wohl den Aufstieg mit derart schönen Ausblicken genießen. Bester Schnee und eine grandiose Aussicht auf zahlreiche Rinnen und Hänge rund um den Fjord, die nur darauf warten, befahren zu werden. Nach der letzten Abfahrt packen wir wehmütig unsere Sachen und fahren – diesmal ohne Zwischenfälle – zurück nach Reykjavik.
Als wir in München ankommen, kommt es mir vor geträumt zu haben. Zuhause werden bereits die ersten Grenzen wegen der COVID-19 Pandemie geschlossen und an Skifahren ist nicht mehr zu denken. Einen besseren Saisonabschluss hätte man nicht haben können.

Kurzum: Wer sich überlegt, Island auf Ski zu erkunden, dem kann ich dazu nur raten. Die Menschen und das Flair in den Bergen und gleichzeitig am Meer Ski zu fahren sind wirklich einzigartig.

Pro Tipp: Extrem gute und ausdauernde Schaufel-Skills, eine gute Packung Geduld und Spontanität und genügend Bier für den Hot Tub können auf Island an eingeschneiten Tagen sehr hilfreich sein! :-)

Die Freeriderin und Bergsportlerin Annika Schlachter ist Mitglied des Rab und Lowe Alpine Athletenteams. Sie lebt in Innsbruck und im Allgäu.

Publiziert in Reports