Nein zu Winterolympia in Deutschland 2022

Von Bernhard Scholz am 11.Nov. 2013

Am Sonntag den 10.11.13 haben die Münchner, Garmischer, Traunsteiner und Berchtesgadener gegen die Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2022 gestimmt.

Reaktionen auf den Wahlausgang zeigen vor allem eines - die Beführworter, darunter zahlreiche Prominente, Sportler, die CSU, freie Wähler, FDP und Wirtschaftsbosse sowie auch Münchens OB Ude, sind geschockt. Alle suchen verzweifelt nach Gründen für die folgenschwere Bauchlandung. Es wird herumspekuliert und vor allem den Bürgern (mal wieder) eine Sesselfurzermentalität angedichtet - "der Bürger" sieht (mal wieder) nicht die herausragenden Bedeutungen und die großartigen Folgen die Olympia in Bayern hätte. "Der Bürger" hätte nicht den notwendigen Weitblick und schon gar nicht den Überblick über die tatsächlichen Kosten und Umwelteinflüsse.

In Zeiten von Wahlanalysen, recht genauen Vorhersagen und einer unterstellten Nähe von Politikern zu Wählern scheinen da Kommentare wie: "Damit hätte ich nie gerechnet" von Josef Fendt, der immerhin Präsident des Internationalen Rennrodelverbandes ist, eindeutig realitätsfern. Genauso falsch ist der Kommentar von Michael Vesper, DOSB-Generaldirektor: "Ausschlaggebend ist für mich die zunehmende Skepsis in Deutschland gegenüber Großereignissen." Falsch, weil beispielsweise Stuttgart21 pro Bahnhof ausgefallen ist, falsch weil etwa gegen die Olympiabewerbung für die Winterspiele 2018 kein großer Proteststurm losbrach. Diese Bewerbung haben die Verantwortlichen selbst vergeigt, nicht der Bürger.

"Betriebsblindheit"?

Hatten die Befürworter also tatsächlich keine Ahnung, dass sie sich auf die Verliererseite gestellt haben? Vermutlich, denn sie sind fast alle als Funktionäre, Politiker oder gehobene Unternehmensführer ein gutes Stück weg vom gemeinen Wahlvolk. Hinzu kommt der psychologische Effekt der bewirkt, dass man nur noch das sieht was man sehen will - und wenn man von lauter Jasagern umgeben ist, sieht man die Neinsager nicht mehr so gut. Die Nolympias hatten allerdings auch keine Ahnung, dass sie gewinnen würden. Viele wären schon mit einer nicht allzu deutlichen Niederlage zufrieden gewesen - dann hätte man nämlich Bedingungen stellen können wie die Bewerbung aussehen muss um nicht wieder Gegner zu mobilisieren. Näher am Wähler zu sein können sich also die Grünen & Co. auch nicht auf die Fahne schreiben. Für sie ist das ein Überraschungserfolg, vermutlich war noch nicht einmal der Schampus kalt gestellt.

Gewonnen hat bei dieser Abstimmung vor allem eines: Die Skepsis aus handfesten Argumenten gegenüber der Euphorie die von Prominenten entfacht wurde. Kaum ein Mensch glaubt es noch wenn Politiker oder Promis sagen etwas bewegen zu wollen - merkelsche Stillstandpolitik sei Dank. Kaum ein Mensch lässt sich von Sportlern mitreißen die logischerweise für Sport werben. Kaum ein Mensch kann sich ein Lachen verkneifen wenn in der S-Bahn Prolympia Durchsagen laufen. "Haha, die haben wohl Angst es könnte nicht klappen?" Ein Phänomen, das die Bundespolitik bereits seit längerem bewegt, hat auch bei Olympia zugeschlagen - der Wechselwähler. Der Wähler der keiner Partei folgt, sondern seinen eigenen Interessen und Überzeugungen. Fragt man ihn direkt, antwortet er überlegt und eben nicht parteitreu. Er verlangt Transparenz und klare Stellungnahmen. An Transparenz mangelte es den PrOlympias und immer aktuell der Olympiaveranstaltung selbst schon lange.

Die Konsequenzen

Was bedeutet das nun für Olympia, den (olympischen) Sport und zukünftiges Vorgehen? Olympia wird weitergehen. Angesichts aufstrebender Schwellenländer mit weniger ausgeprägtem Demokratieverständnis findet sich immer ein Veranstaltungsort. Und das ist global gesehen sehr gut, denn besonders strukturschwache Regionen profitieren von Baumaßnahmen und Großprojekten (das "wie" steht auf einem anderen Blatt). Für den Standort Bayern als Olympiaustragungsort ist natürlich erst mal Schluss - aber sag niemals nie, denn unsere Nachbarn haben schon öfter überrascht - Warum nicht mal grenzübergreifende Spiele? Dass die Einbeziehung der Bürger durchaus auch klappen kann zeigt das Beispiel Oslo - hier stimmte eine Mehrheit FÜR die Austragung von olympischen Winterspielen. Da hat die Kommunikation mit dem Souverän wohl geklappt ...

Für den Sport selbst heißt es jetzt, dass der übliche Weg ansteht. Also auf Sondertöpfe verzichten, statt dessen so vorgehen wie man es seit jeher macht. Es wäre natürlich vieles leichter gefallen, gerade die Förderung junger Talente (die olympische Sportarten ausüben).


Ein wirtschaftlicher Schub, der Spielen meist folgt, bleibt aus. Es stellt sich die Frage, wie solch ein Schub ausgesehen hätte und an dieser Stelle haben die Wähler den Bewerbungsgegnern Recht gegeben. Die Skepsis und die erwartbaren Folgen waren stärker als die Euphorie.

Unsere Meinung: Hätte hätte Fahrradkette - die Kommunikation mit den Wählern, die mangelnde Transparenz und die Arroganz der Veranstalter hat zu einem Ergebnis geführt das an den gewohnten (veralteten?) Machtstrukturen rüttelt. Die geringe Wahlbeteiligung verdeutlicht dies, denn ob die Nichtwähler tatsächlich für Olympia gestimmt hätten - wie so mancher spekuliert - ist aus statistischer Sicht sehr fragwürdig. Das Quorum wurde locker erreicht, selbst mit mehr Wahlbeteiligung hätte sich wohl ein ähnlich deutliches Ergebnis eingestellt. Wer in Zukunft ein solches Projekt durchführen will muss alle (auch die kleinen Freeskier ;-) denn die sind ja so unheimlich werbewirksam wie uns der aktuelle Bognerclip zeigt) an einen Tisch holen, Interessen zusammen bringen, transparent Arbeiten.

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